Erschienen am 16.12. 2013 auf heute.de

 

Klimawandel

 

Studie: Wasser wird knapper als gedacht

 

Wegen des Klimawandels werden wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert rund 40 Prozent mehr Menschen unter absoluter Wasserknappheit leiden, als dies ohne Klimaänderungen der Fall wäre. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.

 

Die vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) initiierte Studie vergleicht Klimamodelle und die Verfügbarkeit von Trinkwasser weltweit. Sie kommt zu dem Schluss, dass aufgrund des Klimawandels die Wasserknappheit im Verlauf dieses Jahrhunderts stark zunehmen und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen gefährden könnte.

 

Wasser wird immer knapper

Erst im September hatte der Weltklimarat IPCC in seinem jüngsten Bericht eindringlich gewarnt: Die Folgen des ungebremsten Klimawandels könnten in absehbarer Zeit kaum noch beherrschbar sein. Welche konkreten Auswirkungen sich dabei für die Wasserversorgung der Menschheit ergeben könnten, haben Forscher in einem bislang einmaligen Projekt untersucht. In ihrer jetzt vorgelegten Studie kommen sie zu dem Ergebnis, dass eine globale Erwärmung von zwei bis drei Grad über dem vorindustriellen Niveau zur stärksten Zunahme globaler Wasserknappheit führen könnte.

 

Bereits heute steht Menschen in vielen Ländern weniger Wasser zur Verfügung, als sie für ein gesundes Leben benötigen. Und schon allein durch das Bevölkerungswachstum steigt der Bedarf an Süßwasser weiter. Da sich Niederschlag und Verdunstung durch den Klimawandel global verändern, wird in den kommenden Jahrzehnten vielerorts aber weniger Wasser verfügbar sein als bisher.

 

Regionale Unterschiede immens

Die Studie zeigt, dass klimabedingt in Zukunft 40 Prozent mehr Menschen als heute einem Risiko absoluter Wasserknappheit ausgesetzt sein könnten. Von "absoluter Wasserknappheit" spricht man, wenn ein Mensch weniger als 500 Kubikmeter pro Jahr zur Verfügung hat. Nur bei sehr effizienten Techniken der Wassernutzung lässt sich damit der Bedarf eines Landes decken. Der durchschnittliche globale Wasserverbrauch pro Kopf liegt bei 1.200 Kubikmetern, in den Industrieländern noch deutlich höher.

 

Die regionalen Unterschiede sind dabei den Berechnungen zufolge immens. Während etwa für den Mittelmeerraum, den Nahen Osten oder den Süden der USA deutliche Verluste an verfügbarem Wasser zu erwarten sind, könnten Südindien, das westliche China und Teile Ostafrikas eine erhebliche Zunahme von Niederschlägen erleben. Zusätzliches Wasser könnte dort zu schweren Überflutungen führen und große Schäden verursachen."

 

In Deutschland werden die Änderungen laut den meisten Modellen vergleichsweise gering sein, und als eines der reicheren Länder haben wir auch die Möglichkeiten, uns an gewisse Veränderungen in der Wasserverfügbarkeit anzupassen", sagt Jacob Schewe vom PIK. Schewe ist einer der Leitautoren der Studie. "Allerdings ist Südeuropa mit am stärksten betroffen von zunehmender Trockenheit und immer öfter auftretenden Dürren." Da viele unserer importierten Lebensmittel in diesen Regionen produziert werden, werde auch Deutschland die Folgen des Wassermangels zu spüren bekommen.

 

Landwirtschaft verbraucht am meisten

Rund 70 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers werden in der Landwirtschaft verbraucht. Eine deutliche Wasserverknappung hätte in vielen Regionen verheerende Folgen für den Anbau zentraler Nahrungspflanzen wie Weizen, Mais oder Reis. "Auch die höhere Nachfrage nach tierischen Produkten, deren Erzeugung besonders viel Wasser verbraucht, wird den Druck auf die Nahrungsmittelproduktion erhöhen", glaubt Schewe. Zudem verschlingen viele industrielle Produktionsprozesse gewaltige Mengen an Wasser. Ein Mangel könnte also auch die wirtschaftliche Entwicklung vielerorts erschweren.

Vor mehr als zehn Jahren warnte der frühere Chef des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, vor einer "Periode von Kriegen um Wasser". Mit der neuen Studie sind seine Befürchtungen ein Stück realistischer geworden.

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© André Madaus