Archäologie: Ein faszinierendes Hobby

Terra Sigillata aus dem römischen Kastell Gelduba (Krefeld, 2. Jhd.) mit Graffito in aramäischen Schriftzeichen: "Barsemias, Sohn des Barlaha". Hat hier ein syrischer Händler oder Soldat sein Eigentum markiert? Rheinisches Landesmus. Foto: privat.

 

Freizeit heißt für mich: Zeit für Archäologie. Glücklicherweise teilen meine Frau und ich die Leidenschaft für dieses faszinierende Hobby. Es besteht vor allem aus der Suche nach den Spuren, die Menschen vergangener Zeiten hinterlassen haben. Scherben können viel erzählen über das Leben zu anderen Zeiten, aber sie machen uns die Interpretation leider nicht immer leicht. Aber vielleicht liegt gerade darin auch die Anziehungskraft: Im großen Spielraum für Kreativität und Fantasie.

Nach ersten Erfahrungen bei der "Archäologie zum Mitmachen" im europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim (römische Palastvilla) habe ich 2016 zum ersten Mal an einer professionellen Ausgrabung teilgenommen: Unter Leitung von Prof. Alexander Heising (Freiburg) wurde im August ein Nebengebäude der Villa rustica in Bingen-Weiler erforscht.

Das Hobby "Archäologie und Heimatforschung" äußert sich auch in der aktiven Mitarbeit in mehreren Vereinen und Initiativen: Historischer Verein Ingelheim, Heimatfreunde Ockenheim, Terra Plana - Gesellschaft für Archäologie im hessischen Ried, Gesellschaft der Freunde des Römisch-Germanischen Zentralmuseums sowie AG Regionalparkideen-Römerroute.

Grabung an der römischen Palastvilla in Bliesbruck-Reinheim, Juli 2014

Für den Heimatverein Ockenheim bereiten wir aktuell eine Römerausstellung vor, die am diesjährigen Römertag (30.4.2017) eröffnet und bis Oktober im Heimatmuseum zu sehen sein wird. Zum Auftakt dieser Ausstellung halte ich am 25. April 2017 einen Vortrag zum Thema "Römer in Ockenheim und Umgebung" für die VHS Bingen.

Unser Engagement als Heimatforscher geschieht grundsätzlich in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Mainz. Als ehrenamtliche Mitarbeiter teilen wir unsere Ergebnisse den Experten mit und lernen auf diese Weise immer wieder Neues hinzu.

 

"Ein Bruchteil Geschichte"
Allgemeine Zeitung, Februar 2017
Die Funde spätrömischer Keramikscherben auf einer Villenstelle geben Aufschluss darüber, wie lange dort mindestens Menschen lebten - ob nun "Römer" oder vielleicht sogar schon "Franken". Diese spezielle Keramik, die sogenannte Argonnensigillata, ist für Experten eine Art Leitfossil: Anhand der mit einem Rollrädchen aufgebrachten Muster dieser Ware lässt sich der Produktionszeitraum gut eingrenzen. In diesem Fall steht fest, dass die Töpfe irgendwann zwischen 390 und 430 n.Chr. in den Argonnen produziert wurden und dann zu uns an den Rhein gelangten.
az_ein_bruchteil_roemergeschichte.pdf
PDF-Dokument [188.1 KB]
"Hier schlummert Geschichte"
Allgemeine Zeitung, Dezember 2016
Unsere zahlreichen Lesefunde auf einer römischen Siedlungsstelle (Villa rustica) führten im Dezember 2016 dazu, dass Dr. Peter Haupt vom Mainzer Institut für Vor- und Frühgeschichte eine geoelektrische Prospektion duchführen ließ. Im Bereich des vermuteten Hauptgebäudes der Villa wurde der Boden auf einer Fläche von 40 x 40 Meter "durchleuchtet". Tatsächlich zeigten sich deutliche Strukturen u.a. der Badebereich, eine Wasserleitung und eine 100 qm großer Innenhof. Allerdings konnten die gesamten Ausmaße des vermutlich mindestens 60 Meter langen Hauses nicht erfasst werden, sodass eine weitere Prospektion Aufschluss geben muss.
az_prospektion_fluerchen.pdf
PDF-Dokument [833.7 KB]
"Ein Tor zur Steinzeit"
Allgemeine Zeitung, Mai 2016
Ein in unserer Region seltener Fund gelang uns im Herbst 2015 auf einer römischen Siedlungsstelle: Ein aus Feuerstein angefertiges Beil. Das Flintbeil hat mit den Römern natürlich nichts zu tun, es war ein schöner Zufallsfund. Experten datieren es auf die Zeit der sogenannten Michelsberger Kultur (Tulpenbecher), die sich in Südwestdeutschland etwa 4.200 bis 3.500 v.Chr. datieren lässt. Vermutlich siedelten an der selben Stelle wie tausende Jahre später römische Seidler auch schon Menschen der Jungsteinzeit.
az_steinzeitbeil_27.5.2016.pdf
PDF-Dokument [1.5 MB]
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© André Madaus